Bericht: Drucker-Seminar in Leipzig 8. bis 10. März 2018

Bericht: Drucker-Seminar in Leipzig 8. bis 10. März 2018

In der Gutenbergschule Leipzig hat sich LAG-Farcharbeitskreis Druck den Themen Zukunft der Drucktechnik, Vernetzung und Direktantriebstechnik bei KBA sowie PSO und Digitaldruck gewidmet. Mit 40 Teilnehmern ein Rekord!

 

PDF-Download: Bericht WS Druck Leipzig 2018

 

Unter dem zentralen Thema „Bei uns ist alles im Fluss“ beschäftigte sich der Arbeitskreis Druck in seinem Workshop mit wichtigen Themen zur Zukunft in der Druckindustrie.

Fast 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus über 20 Standorten nahmen an diesem Workshop teil. Damit dürfte dieser Workshop ca. 50 % aller Schulstandorte in Deutschland erreicht haben.

Zusammen mit der Erweiterung des Arbeitskreisangebotes ist die LAG inzwischen zur bedeutendsten Fortbildungsinitiative und -institution im gesamten Bundesgebiet geworden.

 

Das Programm des Workshops:

Von der Standortbestimmung der verschiedenen Produktionstechnologien, über digitale Prozesse und Vernetzungen, Druck 4.0 (vgl. Industrie 4.0), Prozesse der Standardisierung in der Praxis, neue Anwendungsgebiete der Drucktechniken und aktuellen Forschungsprojekten in der Hochschule sowie zu Lehr- und Lernmitteln reichte die Spannweite der interessanten Themen.

 

Einen interessanten Blick in die Zukunft der Drucktechnik ermöglichte Herr Klaus-Peter Nicolay, Chefredakteur der Zeitschrift „Druckmarkt“ und ausgewiesener Kenner der Drucktechnik-Szene: „Eine Überdosis Digitaldruck“ – ein informativer, kritischer Streifzug durch die Produktionsfelder, die derzeit aktuellen Technologien (Techniken) und daraus abzuleitenden Kompetenzen der Druckindustrie.

Insbesondere im Digitaldruck ist Vieles noch im Werden und derzeit bei weitem noch nicht so bedeutsam, wie dies derzeit in der Fachpresse dargestellt wird.

Seine Botschaft: Keine Angst vor der Zukunft – die klassischen Druckverfahren behalten ihren Platz, obwohl der Digitaldruck zunehmende Anwendungsbereiche auch außerhalb der angestammten Produktpalette besetzen wird. Im Spannungsfeld zwischen Offset- und Digitaldruck gewinnt der Offsetdruck Boden zurück durch die zunehmende Automatisierung der Druckmaschinen, die rentabel auch Kleinstauflagen produzieren können. Ebenso wird die Effektivität der gesamten Anlagen ständig optimiert.

Das vielfach heraufbeschworene Ende der klassischen Druckverfahren widerlegte Herr Nicolay mit Überzeugung und unterschiedlichem Zahlenmaterial: Der Digitaldruck steigt, aber der Offsetdruck bleibt stabil. Lediglich 2 % der Druckerzeugnisse werden derzeit digital hergestellt.

Allerdings brauchen alle Druckereien der Zukunft neue Geschäftsmodelle und  Marketingkonzepte sowie aktuelle Strategien der Vernetzung, um sich den Anforderungen des sich verändernden Marktes stellen zu können.

 

Herr Fischer und Herr Singer vom Druckmaschinenhersteller König und Bauer stellten umfangreich neue Technologien im Druckmaschinenbau am Beispiel einer Rapida 106 vor und wiesen auf bedeutende Unterschiede zu den Druckmaschinen der Mitbewerber am Markt hin.

Für die Kolleginnen und Kollegen boten sich hier viele Anknüpfungspunkte für ihren Unterricht.

Die vorgestellten zukünftigen Automatisierungsfunktionen an Druckmaschinen mit ausgeweiteten Selbst-Diagnose-Systemen und optimierter Regeltechnik ließen den Eindruck entstehen, dass zukünftige Medientechnologen Druck eher als ein verlängerter Arm der Druckmaschine fungieren werden. Danach erfolgt die Kommunikation Druckmaschinen – Mensch ständig online per Handy mit Anweisungen zu auftragsbezogenen Prozessen sowie notwendigen Tätigkeiten zur Maschinenbedienung und -wartung, die das System bestimmt.

Eine Utopie?

Diesen Thesen widersprach vehement Herrn Michael Müller von der Firma IPM-Print mit seinem Referat zu Standardisierungsprozessen.

Als bewährter Praktiker, der immer dann gerufen wird, wenn die hochautomatisierten Druckmaschinen dann doch nicht mehr so wie vorgesehen produzieren „wollen“, stellte er klar, dass ein „Bediener“ die technologischen Probleme im Druckprozess nicht bewältigen kann.

Seine Botschaft: Sehr gut ausgebildete Fachleute und Spezialisten sind an den hochwertigen, teuren und immer komplexer werdenden Druckmaschinen aus wirtschaftlichen und qualitativen Gründen bedeutender als je zuvor.

Herr Müller bot ein fachliches Feuerwerk an Informationen mit Beispielen aus der täglichen Praxis sowie praxisgerechten Analysen zum Qualitätsmanagement und den dazu erforderlichen „Basics“. Ein brillanter Vortrag mit „Herzblut“ durch emotionale Rhetorik!

Für den Workshop war dieser Beitrag eine optimale Ergänzung zum letztjährigen „PSO-Workshop“.

 

Über aktuelle Forschungsprojekte und Studienangebote der HTWK in Leipzig berichteten Frau Prof. Herzau-Gerhard und Prof. Engisch in einem engagierten Vortrag und gaben einen Überblick über die sehr breite Produktionspalette der Druckindustrie. Frau Herzau-Gerhard stellte dabei eine grundsätzliche Definition des Druckens aus der gesamten Produktionspalette vor: Drucken ist eine Beschichtungstechnik.

Bei der Vorstellung der umfassenden Ausbildung in den Studiengängen der HTWK bekamen viele wieder richtig Lust aufs Studieren …

Fazit: Das Drucken bietet eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten mit einer sehr breiten Produktpalette. Es müssen daher nicht immer mehr gestaltungslastige Studiengänge angeboten werden. Die Drucktechniken bieten immer neue und attraktive Tätigkeitsbereiche.

Hinweis: Die Zukunftschancen für derart gebildete Druckspezialisten sind außerordentlich gut – darauf sollten wir unsere Auszubildenden hinweisen.

 

Zum Themenbereich „Lernmittel für den Unterricht“ – bereits in den LAG-Mitteilungen als Umfrage vorangekündigt – referierten Helmut Teschner und Herr Draing vom Christiani-Verlag: „Was ist vorhanden? Was wird benötigt? Print und/oder digital?“

Eine rege Diskussion zeigte differenziert den Bedarf an den einzelnen Standorten auf.

Die Spannweite des Bedarfs reichte von einem „Offenen Bereich“ im Netz als Austauschplattform mit Unterrichtsbeispielen, Arbeits- und Informationsblättern, einführendenden und vertiefenden Präsentationen, Informationen zu ergänzender Fachliteratur, Medien u.ä. bis zu einem „Kostenpflichtigen Bereich“ mit z.B. Auszügen aus Printprodukten des Christiani-Verlages und entsprechendem Bildmaterial sowie spezifischen Arbeitsblättern.

Entscheidend für das Gelingen dieses Projektes wird die fachliche Organisation und inhaltliche Betreuung, die Mitwirkung vieler Kolleginnen und Kollegen sowie die Unterstützung durch den Christiani-Verlag (Server, technische Knowhow) sein.

Ein kleines Team unter Mitwirkung von Walter Heitmann, Helmut Teschner und auch allen interessierten Kolleginnen und Kollegen sowie dem Christiani-Verlag wird diesen Themenbereich zeitnah bearbeiten und darüber berichten. Alle Anregungen dazu sind Walter Heitmann und Helmut Teschner erwünscht!

 

Was darf bei einem Bericht über den Workshop natürlich nicht fehlen?

Natürlich der Hinweis auf zwei schöne Abende im „Druckerfamilienkreis“ mit viel Austausch und vertiefenden Fachgesprächen.

Infos vom Workshop von Stefan Meißner, Helmut Teschner, Walter Heitman

 

Hier der Link zum Programm und allen Veranstaltungshinweisen:
Einladung Workshop Druck