Bericht: Vom Ledereinband zur Lernfeldkooperation – Druckweiterverarbeiter trafen sich in Hannover
Mit einem breiten inhaltlichen Spektrum trafen sich vom 17. bis zum 19. September 2014 die Lehrerinnen und Lehrer des Workshops Druckweiterverarbeitung in Hannover.
Einen herzlichen Empfang bereiteten die Kolleginnen der MM BbS Hannover (Multi Media Berufsbildende Schulen) den aus dem Bundesgebiet eintreffenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern, denn Gisela Notbohm und Franziska Hedtke erwarteten uns bereits im Foyer der Schule. Der erste Tag stand im Zeichen der Lernortkooperation.
Nach einer kurzen Begrüßung und der Reichung eines „Fahrplans“ durch den Tag lernten wir die in der Schule ansässigen Firmen und ihre Arbeit kennen. Eine enge Kooperation mit der Firma Ricoh ermöglicht die Ausbildung von Mediengestaltern Digital und Print, Schwerpunkt Print in den Räumlichkeiten der Berufsschule, wodurch der Austausch zwischen den dualen Ausbildungspartnern optimal gegeben ist. Gleiches gilt für die 13 Auszubildenden des Berufes Mediengestalter Bild und Ton, die bei der Stadt Hannover angestellt sind. Nach diesem kurzen Einblick, einem Mittagssnack, dem weiteren Schulrundgang und der Begrüßung durch den Schulleiter Herrn Maißstellten uns die Kolleginnen Notbohm und Hedtke Projekte vor, die die Auszubildenden bisher realisiert haben. Dazu gehörte u. a. das Projekt „Postkarten-Box“, in dem der handgeschriebenen Brief im Mittelpunkt stand. Außerdem bekamen wir einen ersten Einblick in die Lernortkooperation mit der Firma Integralis, die im vergangenen Schuljahr das erste Mal und so gut lief, das es in diesem Schuljahr eine Fortsetzung gibt.
Der Tag klang beim gemeinsamen Abendessen mit Blick auf den Maschsee aus.
Den zweiten Tag verbrachten wir fast gänzlich in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. Dieser Ausflug war dreigeteilt. Am Anfang erhielten wir eine Einführung in die Bibliothek inklusive Sonderausstellung. Nach diesem 1,5-stündigen Abschnitt, stand eine 1-stündige Reise vom Spätmittelalter in die heutige Zeit an, in dem uns die Spezialisten der HAB (Frau Mähler für den Bereich Restaurierung und Bestandserhaltung und Herr Dr. Heitzmann als Leiter der Abteilung Handschriften und Sondersammlungen) beeindruckende und kostbare sowohl Handschriften als auch Drucke aus verschiedenen Epochen zeigten. Anhand dieser „Schmankerl“ wiesen sie uns auf Besonderheiten der schwarzen und der Buchbinderkunst hin. Nach einem schnellen, aber leckeren Mittagessen erfuhren wir in einer abermals 1-stündigen Führung, wie die Bestände der Bibliothek digitalisiert werden. Dabei liegt der momentane Digitalisierungsschwerpunkt auf den Schriften des 17. Jahrhunderts. Durch diese aufwändige, aber sehr sinnvolle Arbeit kann man die Schriften von jedem Punkt der Welt einsehen, ohne in den Lesesaal gehen zu müssen. Eine Besonderheit der Herzog August Bibliothek ist, dass jede/-r die Schriften benutzen darf. Anfassen, wenn auch mit größter Vorsicht, und lesen sind seit der Zeit des ehemaligen Direktors Paul Raabe ausdrücklich erwünscht.
Auch dieser Tag wurde bei einem kollegialen Abendaustausch rund.
Der vorerst letzte Fortbildungstag endete in den Räumlichkeiten der Firma Integralis. Wir folgten den Spuren der MM Bbs-Auszubildenden und lernten den Kooperationslernort kennen. Herr Noll (ehemaliger Azubi der Hannoveraner Kolleginnen, jetzt Meister und Abteilungsleiter der handwerklichen Fertigung) führte uns sehr geduldig und Fragen beantwortend vom Auftragseingang inkl. Verwaltung durch die buchbinderische Produktion, die Veredelung (Firma Achilles) und die Verpackungsabteilung (inkl. Stanzformenbau) bis zum Warenausgang. Besonders angenehm ist, dass die Firma nicht nur offen ist für knifflige Anfragen, sondern dass sie dabei auch innovative Lösungen findet und diese möglichst auch „in house“ erledigt. Das spart nicht nur unnötige und zeitfressende Transportwege, sondern auf Änderungswünsche kann flexibel reagiert werden. Außerdem bekamen wir einen Einblick in die digitale Auftragsverwaltung. Die Software wurde bei Integralis entwickelt und optimal auf die Bedürfnisse der Firma angepasst. Dadurch lässt sich nicht nur vorkalkulieren, sondern auf Grund der Produktionszeiterfassung auch sofort nachkalkulieren.
Wir danken besonders den Hannoveraner Kolleginnen für die Einladung und Organisation, der Multi Media Berufsbildende Schulen für den offenen Empfang, sowie all denjenigen, die uns in der Herzog August Bibliothek und in der Firma Integralis geduldig geführt und zahllose Fragen beantwortet haben.
Melanie Jetschick