Bericht: Color-Management für Druckerinnen und Drucker in Frankfurt/M., Mai 2014
Wie viel Colormanagement brauchen die Druckerinnen und Drucker?
Vom 22. bis 24. Mai 2014 wurde der Workshop zum Thema Colormanagement für Medientechnologen durchgeführt. Über dreißig Kolleginnen und Kollegen aus der gesamten Republik hatten sich dazu in der Frankfurter Gutenbergschule getroffen.
Vielen Dank an die Frankfurter Kolleginnen und Kollegen für die freundliche Aufnahme und Organisation.
Hinter der Fragestellung „Wie viel CMM brauchen die Druckerinnen und Drucker?“ verbarg sich die Aufforderung, diesen Grenzbereich zwischen Vorstufe und Druck abzuklären und Antworten für den direkten Unterrichtsgebrauch auf die genannte Fragestellung zu erarbeiten.
Ein fachlich fundiertes und durchgängig handlungsorientiertes Unterrichtskonzept hatten die Kollegin Gabriele Friedrich aus Frankfurt und der Kollege Thomas Zimmer aus München entwickelt, das die Workshop-Teilnehmer/innen am Freitag abzuarbeiten hatten und das gleichzeitig als Grundlage für eine Diskussionsrunde am Samstag diente.
Die oben genannte Frage „Wie viel CMM brauchen die Druckerinnen und Drucker?“ wird je nach Standpunkt unterschiedlich beantwortet. Eine Position beschrieb ein Kollege: „Das Colormanagement endet an der Druckmaschine“. Damit bleibt die Vorstufe eine Black Box, von der man Platten entgegennimmt und mit Solldichten runterdruckt. Die Gegenposition stützt sich auf die Tatsache, dass Annäherungswissen und methodenhaftes Vorwissen im Workflow unerlässlich sind und einzelne Stichworte, die im Rahmenlehrplan zu finden sind – Lernfeld 5: Die Schülerinnen und Schüler prüfen und bewerten Vorstufendaten auf deren Eignung (für die Druckformherstellung) oder Lernfeld 9: Die Schülerinnen und Schüler messen und prüfen. Sie bewerten und dokumentieren Daten im Druckprozess zur Einhaltung einer gleichbleibenden Qualität nach vorgegebenen Standards. Sie vergleichen die produkt- und verfahrensspezifischen Vorgaben mit ihren Ergebnissen der laufenden Produktion. Wenn diese Kompetenzen nicht nur auf das Handling einer Druckmaschine bezogen werden, sondern wenn es um ein Grundlagenverständnis geht – das auch Kommunikation und Kooperation im Betrieb fördert und so Fehler reduziert –, dann sieht der pragmatische Maximalrahmen aus Sicht von Gabriele Friedrich und Thomas Zimmer so aus:
Vorlauf
–> Arbeitsplatz auf verbindliche Farbdarstellung kontrollieren
–> Farbeinstellungen der Programme kontrollieren
–> Softproof beurteilen
Lernfeld 5
–> Preflight-Check durchführen
–> Profilfehler erkennen
Lernfeld 9
–> eingebettetes Ausgabeprofil auf Reproduzierbarkeit prüfen
–> Farbumfänge vergleichen
–> Farbraumtransformation anwenden
–> Kontraktproof ausgeben
–> Kontraktproof messtechnisch kontrollieren
–> Messwerte und -Kategorien beurteilen
–> Farbmetrik nachvollziehen
–> Farbabstände bewerten
Daraus wurden fünf Lernsituationen konzipiert, die einzeln oder im Zusammenhang von Berufsschülern bearbeitet werden können und dabei exemplarisches Vorstufenwissen vermitteln, typische Problemstellungen reflektieren lassen, Lösungen beurteilen und so nachvollziehbar machen, was alles passiert, bevor der Plattensatz an der Maschine steht und der Kontraktproof neben dem Leitstand liegt. Die Lernsituationen decken den kompletten Rahmen der Vorstufenaufgaben zum PSO ab.
Im Schnelldurchlauf des Workshops wurden in sechs Stunden vier der fünf Lernsituationen von Zweiergruppen am Rechner bearbeitet und anschließend in der Gesamtgruppe diskutiert. Dabei ging es sowohl um fachliches Verständnis als auch um die Umsetzbarkeit mit mehr oder weniger vorstufenaffinen Druckerklassen. So ging am Freitagabend jede und jeder mit einem ausführlichen Skript, mit Übungsdateien für den Unterricht und auch den eigenen Ergebnissen aus der Schule – und vielen Gedanken zum Thema im Unterricht.
Im Nachgang des Workshops wurde auf DropBox eine Materialsammlung angelegt.
Gabriele Friedrich verwaltet den Zugang: ele.friedrich@t-online.de
Nicht berücksichtigt wurde bei der Betrachtung, welche Bedeutung die Druckformherstellung für den „Tonwert-Workflow“ ausmacht. Die Druckformherstellung führt als Schnittstelle zwischen Vorstufe und Druck oft ein Schattendasein, weil die relative Druckferne von Agenturen diesen Bereich ausblendet – Grund genug für die Schulen, diesen Bereich kompensativ zu unterrichten, auch im Mediengestaltungsbereich.
Der Workshop Druck ist zu einem wichtigen Austausch- und Diskussionsforum geworden, dass weite Bereiche des schulischen und inhaltlichen Lebens der Standorte erfasst.
Neben der diesjährigen Ausrichtung auf CMM beherrschten verschiedene Einzelthemen die Diskussionen und Beiträge:
Zum Einen die Standortfrage für die Medientechnologen Druck, weil viele Entscheider in den Schulen und Kultusbürokratien kurzsichtig die Notwendigkeit der Abbildung des kompletten Workflows aus Kostengründen ausblenden – eine ärgerliche Entwicklung, der sich die Kollegien insgesamt im Sinne der Einheit der Beruflichkeit entgegenstellen müssen.
Zum Anderen wird sich der Beruf des Medientechnologen Druck verändern und sich wohl möglich weiter in Richtung Vorstufe bewegen, dies nicht zuletzt auch wegen der zunehmenden Entwicklung des Digitaldrucks, ein weiteres Argument, Vorstufeninhalte verstärkt zu unterrichten.
Das Thema Digitaldruck wird daher auch im Zentrum des Workshop Druck 2015 stehen. Mit großer Unterstützung der Firma Laudert in Vreden ist eine interessante Veranstaltung zur Technologie von Indigo und der Datenaufbereitung für den Digitaldruck in Planung. Die Veranstaltung wird von Donnerstag, den 26. Februar bis Samstag, den 28. Februar 2015 in der firmeneigenen Ausbildungswerkstatt der Firma Laudert stattfinden.
Thomas Zimmer, München
Walter Heitmann, Braunschweig
Ergänzung: CMM in der Druckvorstufe Wittig-Vortrag 3-2015