Bericht: Digitaldruck-Workshop in Berlin, September 2013

Bericht: Digitaldruck-Workshop in Berlin, September 2013

Digitaldruck für den LAG-Workshop Druck vom 19. bis 21.9.2013 in Berlin.

Ein Workshop zur richtigen Zeit!

Mit der Neuordnung des Berufs Medientechnologin/Medientechnologen Druck im Jahre 2011 steht 2013 für die Druckerlehrerinnen und -lehrer die verstärkte Einbindung des Unterrichtsschwerpunkts „Digitaldruck“ in den Unterrichtskanon des 3. Ausbildungsjahres an.

Grund genug, sich in einem Workshop mit dem Thema zu befassen und neben aktuellen Informationen von Anwendern und Herstellern den Kolleginnen und Kollegen ein Forum für den Austausch von Informationen und Materialien zu bieten. Gastgeber dieses Workshops war die Ernst-Litfaß-Schule in Berlin, die im September 2013 gerade ihr 30-jähriges Bestehen gefeiert hat.

Im Rahmen des Workshops entstand dabei eine umfangreiche Inhaltssammlung zum Thema, die sich sehen lassen kann! Interessierte können sich davon auf der Lernraumplattform, die der Kollege Wilm Diestelkamp eingerichtet hat, unter folgender Adresse überzeugen:
http://www.lernraum-berlin.de/moodle/course/view.php?id=5491.
Um in diesen Bereich des Moodles der Berliner Ernst-Litfaß-Schule zu gelangen, ist zuvor eine Anmeldung im System notwendig. Wie das geht, ist hier beschrieben:
https://www.lernraum-berlin.de/moodle/login/index.php

Ein umfangreiches Programm von Betriebsbesichtigungen im Large-Format-Druck (Furore-Werbung), bei LaserLine (Laser-Digitaldruck auf verschieden Systemen) und einem Besuch im Spandauer Druckhaus (Inkjet im Zeitungsdruck) sowie verschiedenen Vorträgen sorgte für einen gediegenen Input für die Workshopteilnehmer, an dem auch Kolleginnen und Kollegen aus dem Mediengestaltungsbereich teilnahmen.

Herr Störch (Indigo) analysierte die Marktsituation und stellte maschinentechnische Aspekte der Indigo vor. Herr Buhrmann (Xerox) hatte Produktinformationen und Druckmuster mitgebracht, die den Trend zur Veredelung im Digitaldruck illustrierten. Herr Schütz (KBA) berichtete von der bevorstehenden Serienreife eines Hochleistungs-Inkjetdrucksystems. Schickt sich hier der Digitaldruck an, auch in mittelvolumigen Bereich Fuß zu fassen?

Am Abend stießen mit den Technikerschülern weitere Interessierte im Rahmen des Litfaß-Forums dazu. Hier ging es um den Prozess-Standard Digitaldruck, der noch nicht so recht in der Praxis vorankommt. Herr Willfahrt vom Landesverband DruckMedien NordOst e. V. betonte den Nutzen für Anwender und die Branche allgemein, Herr Andre als Zertifizierer (Fa. Colorgate) berichtete von den Fallstricken in der Praxis und stellte die vielfältigen Anpassungsprobleme anschaulich dar. Klar wurde in den Vorträgen und auch den Nachfragen des Auditoriums, dass der PSD einen anderen Weg als der PSO nehmen muss. Zu vielfältig die Verfahren, zu unterschiedlich die Ansprüche, zu groß die Kosten und der Aufwand, die Produktionstoleranzen so eng zu fassen, wie es die Branche gewohnt ist.

Im Praxiseinsatz sind Systeme für den Inkjeteindruck von Losnummern, QR-Codes und ähnlichem im Produktionstempo einer Zeitungsrotation, wie Herr Manteuffel vom Druckhaus Spandau ausführte und das System auch ausführlich direkt an der Maschine erläuterte. Beeindruckend, ohne Frage, aber in diesem Kontext das Zitat von Herrn Manteuffel: »Auch der Hersteller musste seine Lernkurve beschreiten“.

Franziska Müller von directsmile führte das Generieren von personalisierten Bildern vor und zeigte aus Sicht des Marketings auf, wie eine innovative Technik über mehrere Stufen vermarktet wurde. Auch hier korrespondieren gedruckte Produkte mit personalisierten websites, um den Werbe-Kunden schnell an der Stelle zu haben, wo er den größten Nutzen hat – und damit dort, wo er sinnvollerweise aus Sicht der Werbetreibenden hingehört.

Eine weitere Firmenbesichtigung brachte die Teilnehmenden zur Firma Furore-Werbung. Dort wird im Large Format Bereich produziert und in den Showroom von Fedrigoni mit einem kleinen Vortrag zu speziellen Digitaldruckpapieren. Die Firma Laserline ist ein schnell wachsender Betrieb und daher zuverlässiger Schüler-Lieferant für die Ernst-Litfaß-Schule. Hier wurde dem Workshop der digitale Bogendruck an verschiedenen Systemen erläutert, die Eingriffsmöglichkeiten mit den Druckern diskutiert und die Frage »Angelernte oder Ausgebildete« erörtert.

Ein wichtiger Anwendungsbereich im Digitaldruck – und damit auch in der Abschlußprüfung der Digitaldrucker – ist die Personalisierung. Sandra Ulbrich von der Ernst-Litfaß-Schule zeigte hier sehr gut strukturierte Wege für den Unterricht mit Officeprogrammen und medientypischen Programmen auf, deren Praktikabilität erwies sich bei der Demonstration der letzten Abschlußprüfung durch zwei Prüfungsteilnehmer.

Das Ziel eines Workshops ist auch die Aufschlauung der Teilnehmer, aber in erster Linie geht es um den Austausch über Umsetzung der Inhalte im Unterricht bis hin zur Entwicklung didaktischer Konzepte für alle Interessierten sowie über Entwicklungstendenzen in der Berufsschule.

Leicht wachsende Ausbildungszahlen im Digitaldruck lassen die Notwendigkeit hierfür erkennen. Je nach Standort ermöglichen sie auch schon eine bessere Klassenbildung: Der Digitaldruck kann ein wichtiges Standbein im Medientechnologen Druck sein. Die Komplexität des Berufs im Spannungsfeld zwischen Vorstufentechnik und Drucktechnik (und Weiterverarbeitung, siehe KBA) ist dabei enorm.

Hier muss sich Berufsschule bewegen und intelligente Lösungen suchen für die Beschulung in Zusammenarbeit von Vorstufenkollegium und Druckkollegium. Das beginnt bei der zeitweisen Beschulung der Digitaldrucker in Mediengestalter-Klassen und führt vielleicht auf längere Sicht zu intelligenten Vernetzungsstrukturen, um sich ständig an veränderte Realitäten der Berufe anzupassen. Oder auch zu modularen Unterrichtskonzepten (Fachleute unterrichten im Vorstufen- und Druckbereich abteilungsübergreifend): wie auch immer die lokalen Umsetzungen aussehen – Purismus schadet! Eine ganzheitliche Ausrichtung des Unterrichts entspricht der Anforderung des Workflows. Die Entwicklung zeigt aus Sicht des Workshops, dass sich die Berufe inhaltlich annähern, die Schnittmengen werden größer!

Insgesamt sinkende Ausbildungszahlen erfordern neue Konzepte für Schule. Der Drang der Kultusbürokratie zur Zerstückelung der Berufe ist hier völlig kontraproduktiv: Die Medien-Berufe sind unteilbar – und eben auch nur im Kontext zu unterrichten. Die Standorte müssen Zusammengehörigkeit von Mediengestaltung, Druck und Weiterverarbeitung verteidigen: Ohne Druck kein Workflow!

Die Schließung von einzelnen Druckabteilungen ist kurzsichtig. Als Negativ-Beispiel widerspricht dies dem Workflowgedanken. Die teilweise zu beobachtende Verselbständigung von Vorstufenabteilungen beraubt die Berufe der Medientechnologen eines wichtigen Teils integrierten Branchenwissens, der explizit in betrieblichen Ausbildungsrahmenplänen und schulischen Rahmenlehrplänen ausformuliert ist. Das Bewusstsein zur Zusammenarbeit bringt Kollegien und Schüler voran und ist zugleich ein Schutz der Standorte vor Zersplitterung. So wurde für den nächsten Workshop folgerichtig auch ein Vorstufenthema verabredet, das Thema „Digitaldruck“ wird weiter bearbeitet. Im Frühjahr werden wir die Vorstufenaufgaben der Zertifizierung nach PSO unter die Lupe nehmen und selber für den Unterricht aufbereiten.

Viele Ideen wurden in Berlin geboren, es war wieder mal schön in der kleinen aber feinen Drucker-Familie!

 Thomas Zimmer (München), Walter Heitmann (Braunschweig)

Hier die Programm-Übersicht:  LAG-Workshop Digitaldruck 9-2013