Bericht: LAG-Workshop Druck 2013 bei manroland websystems in Augsburg
Maschinentechnik‐Update für den Workshop Druck / Januar 2013
Die Entwicklungen in der Automatisierungstechnik an Akzidenz‐ und Zeitungs‐ Rollendruckmaschinen standen auf dem diesjährigen Programm des Workshops Druck vom 24. bis zum 26. Januar. Die Fokussierung auf dieses Thema hat große Bedeutung für den fachtheoretischen Unterricht in der Ausbildung der Medientechnologinnen und Medientechnologen Druck (nicht nur) in der Berufsschule. Neben den rein technologischen Neuerungen ging es im Workshop auch immer wieder um die Frage nach dem veränderten Kompetenzprofil des Berufs und die daraus resultierenden Schlussfolgerungen für die Berufsschule.
Herr Leiter und Herr Kopp von manroland websystems hatten zum Thema Automatisierungs technik ein umfangreiches zweitägiges Programm für die aus der ganzen Republik angereisten Druckerlehrer und -lehrerinnen zusammengestellt. Insgesamt sieben Referenten beleuchteten verschiedenste Aspekte antriebs‐, steuerungs‐ und qualitätsbezogener Innovationen sowie die zukünftige Marktorientierung von manroland websystems. Die wichtigste Botschaft gab es gleich zu Beginn der Veranstaltung: Beruhigt nahmen die Teilnehmer des Workshops zur Kenntnis, dass der unverzichtbare Teil des Rollendruckmaschinenbaus, manroland websystems, sich auf dem besten Wege einer erfolgreichen Restrukturierung hin zu einer mittelständischen Unternehmensausrichtung befindet – auch, wenn die Marktsituation für alle Hersteller nach wie vor schwierig ist.
Umfangreiche Informationen zu verschiedenen Aspekten der manroland Druckmaschinenautomatisierung „autoprint“ nahmen die Teilnehmer des Seminars mit zurück in die Schulen:
Neben Automatisierungsfunktionen wie dem Plattenwechselsystem APL, zahlreicher Mess‐ und Regelsysteme z. B. Inline‐Raster‐ und Dichteregelung, Fanout‐ und Registerregelung fanden die drucktechnischen Möglichkeiten der dezentralen Maschinensteuerung über AC‐Antriebs‐ und Bussystemtechnik das besondere Interesse des Workshops. Vorträge über das LifeCycle‐ Management von Druckmaschinen und die Möglichkeiten der Maschinenerneuerung (z. B. Retrofit), die Integration von Digitaldruck in den Zeitungsdruck sowie die Präsentation des neuen manroland‐Leitstands mit einer Softproofdarstellung rundeten das außerordentlich informative Programm ab.
An dieser Stelle möchte ich nochmals einen herzlichen Dank an die freundliche Aufnahme im Hause manroland websystems aussprechen.
Welche Kompetenzen braucht der Beruf?
Für den zukünftigen Unterricht im Druckbereich diskutierten die Workshopteilnehmer auf der Samstagssitzung über die auf der Fortbildung gewonnenen Erkenntnisse und die zukünftigen Aufgaben des Workshop Druck. Welche Auswirkungen ergeben sich aus der enormen technischen Entwicklung in der Automatisierungsvielfalt einer heutigen Druckmaschine für den Unterricht? Bereits in der Diskussion um die Neuordnung vor zwei Jahren wurde in Fachkreisen die Notwendigkeit elektronischer Kenntnisse für den neuen Druckerberuf diskutiert. Überlegungen, den Medientechnologen mit dem Mechatroniker zu verschmelzen, wurden zu recht als illusorisch verworfen. Dennoch muss ein Drucker in der Lage sein, Fehler an automatisierten Anlagen zu erkennen, Statusberichte am Leitstand interpretieren und Fehlermeldungen adäquat mit dem Servicepersonal kommunizieren zu können. Zudem erfordern die zahlreichen Steuer‐und Regelanlagen, wie z. B. komplexe Farbregelanlagen (auch im Bogendruckbereich) prozessbezogene und fundierte drucktechnische Kompetenzen. Damit zeigt sich, dass die Medientechnologin und der Medientechnologe von heute und morgen nicht nur Bediener sein kann, sondern „Manager von Prozessen“, so der Sprachgebrauch aus dem Hause manroland websystems. Diese „Manager“ müssen sich als kompetente Fachleute der Maschinensteuerung und Qualitätskontrolleure, sichere Anwender von Steuer‐ und Regelungs‐ und Leitstandtechnologien erweisen sowie über methodische Kompetenzen verfügen. Der Beruf erfordert also eine Vielzahl an hochstehenden Kompetenzen und diese können nur mit der verbindlichen Zusammenarbeit von Ausbildungsbetrieben und der Berufsschule vermittelt werden. Das Duale System erhält durch diese Erkenntnis noch einmal eine wichtige (und oft unterschätzte) Bedeutung.
Neben diesen Erkenntnissen ist auch die Diskussion um die Frage „Wie viel Vorstufenwissen braucht der Beruf?“ weiter aktuell. Die in der Vergangenheit zugenommene (auch räumliche) Distanz der Agenturen von der eigentlichen Drucktechnik verschleiert oft die Notwendigkeit der direkten Kommunikation zwischen Vorstufe und Druck. Dieses Phänomen der Entfremdung widerspricht jedoch der notwendigen Ganzheitlichkeit des gesamten Workflows.
Daraus ergibt sich zwangsläufig, Prozesse als Einheit zu sehen. Der Druckerberuf erfordert daher ebenso ein spezifisches Vorstufenwissen, wie Mediengestalter für die nachfolgenden Prozesse sensibilisiert werden müssen. Hier kann die Berufsschule der Zukunft durch die Verzahnung von Mediengestaltungs‐ und Drucktechnik‐Unterricht eine Menge bieten – und kompensieren. Unterrichtsfelder dazu sind: Standardisierungskonzepte, CIP4‐Technologie, Datenhandling (und Auswirkungen im Druck), Colormanagement, PDFX/4, MIS sowie das Verzahnungsstück „Druckformherstellung“. Voraussetzung dafür ist auch eine entsprechende Ausstattung der Standorte, die den kompletten Workflow abbilden sollte.
Besonders der Beruf Medientechnologe/Medientechnolgin Digitaldruck erfordert eine enge Zusammenarbeit von Vorstufe und Druck, zumal der Rahmenlehrplan in diesem Bereich nur eine unzulängliche Beschulungsmöglichkeit gerade auch im 2. Ausbildungsjahr ermöglicht. „Intelligente Lösungen“ für diesen Misstand bestehen z. B. in der zeitweisen Eingliederung von Digitaldruckern in den Mediengestalterunterricht, wenn dort relevante Themen unterrichtet werden bzw. auch der Einsatz von Mediengestalterkollegen im Unterricht von Druckern (und umgekehrt).
Um die in der Diskussion erörterten notwendigen Kompetenzen des Berufs griffiger zu formulieren, wurden diese in „Qualifizierungsstufe Können“ und „Qualifizierungsstufe Wissen“ gefasst. Können als höchster Begriff prozesshafter Kompetenz, Wissen als untergeordnete Kompetenz.
• Qualifizierungsstufe „Können“:
- Maschinen bedienen
- Technische Dokumentation anwenden
- Prozesse beherrschen (Leitstandtechnik)
- Methoden anwenden (Qualitätskontrolle)
- „Manager von Prozessen“
• Qualifizierungsstufe „Wissen“:
- Kenntnis über vor‐und nachgelagerte Prozesse
- Vorstufenwissen
- Druckweiterverarbeitungstechnologie
- Elektronisches Vorwissen
- „Notwendigkeit, über den Tellerrand zu schauen“
Der geplante nächste Workshop Druck wird sich mit technologischen Aspekten des Digitaldrucks beschäftigen. Als Zielsetzung soll eine zeitgemäße und zukunftsgerichtete Unterrichtsstruktur für die Beschulung im Digitaldruck erarbeitet werden.
Walter Heitmann
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